Epilog

Ich verliere mich gerne in meiner Arbeit oder – um ehrlich zu bleiben, muss auch das andere Extrem genannt werden – ich schweife ab. Entweder klammert sie sich also an mich oder – wenn ich es geschafft habe, mich von ihr zu lösen – finde ich nur schwer zu ihr zurück. In beiden Fällen verläuft es sich leicht. Doch spannend wird es in den meisten Fällen erst dann, wenn man den Weg nicht mehr kennt. Dabei gilt es schließlich die Orientierung nicht zu verlieren.
Analog und digital in einem gestalterischen Kontext effizient zu greifen erweist sich schwieriger, als anfangs vermutet. Es handelt sich um vermeintliche Gegensätze, die in Wahrheit keine sind. Es sind elastische Termini, die sich so oft wandeln, wie sie betrachtet werden. Der allgemeine Drang, jedes Phänomen einer analogen oder digitalen Schublade zuordnen zu wollen, wurde hier aufgegriffen, soll jedoch (durch die gelegentliche Übertreibung) gleichzeitig in Frage gestellt werden.
Die einzelnen Textbeiträge bilden ein loses Geflecht, das von den Lesenden verlangt, vollendet zu werden. Sie weben „Fäden, die vom Empfänger aufgelesen sein wollen, um durchwoben zu werden.“ Erst in der individuellen Reflexion gewinnen sie an Bedeutung. „Soviele Leser ein Text hat, soviele Bedeutungen besitzt er.“ Flussers Beschreibung lässt sich bedenkenlos auch auf gestalterischen Inhalte übertragen.
Diese Arbeit hat – ihrem essayistischen Ansatz entsprechend – kein Ende gefunden; hört jedoch an dieser Stelle auf. „Das Werk ist unvollendet …], und dennoch hält man in einem bestimmten Moment inne (um vorzuzeigen oder zu vernichten): Der Maßstab des Werks ist nicht mehr die Finalität (das Endprodukt, das es darstellt), sondern die Arbeit, die es zur Schau stellt (der Produktionsprozeß, in den es seinen Leser einbeziehen will) […]“
Es wurde ein mögliches analog-digital Kontinuum inszeniert.

Flusser 1987: 40

Barthes 2013: 238